Nach 42 Jahren im Immobiliengeschäft in Spanien und dem Überleben von 3 schweren Krisen, was spanische Immobilien anbetrifft, habe ich eine etwas distanzierte Einstellung zu diesem Markt gewonnen, der schon immer mehr von den Emotionen der Käufer geprägt war als von nüchternem Kalkühl. Erlauben Sie mir eine kurze Reise in die Vergangenheit: vor knapp 40 Jahren wurde die Welt von der “Ersten Ölkrise” geschüttelt. Auslöser war die willkürliche Verknappung von Öl, mit der die arabischen ölproduzierenden Länder die westliche Welt zwingen wollten, Druck auf Israel auszuüben,  die 1967 im 6-Tage Krieg okkupierten Gebiete wieder freizugeben. Vielleicht erinnern sich ja noch einige von Ihnen an den ersten “verkehrsfreien Sonntag” am 25. November 1973, als wegen der Verknappung von Benzin in Deutschland eine allgemeine Geschwindigkeitsbeschränkung von 80 km/h auf den Landstrassen und 100 km/h auf allen Autobahnen und sogar ein komplettes Fahrverbot an bestimmten Sonntagen eingeführt wurde!

Nun, Sie werden sich fragen, was hat das mit spanischen Immobilien zu tun? Sehr viel, den damals war die direkte Folge dieser Ölkrise der komplette Zusammenbruch des Zweit-und Ferienimmobilienmarktes in Spanien! Man fürchtete, dass wenn schon die Autos in Deutschland nicht mehr fahren dürfen, wie kommt man dann in Zukunft noch zu bezahlbaren Preisen nach Mallorca oder an die Costa del Sol? Zeugnisse dieser Krise in Form von Bauruinen waren noch viele Jahre überall zu sehen, einige sogar noch heute, 40 Jahre später.

Warum erzähle ich Ihnen das alles? Nun, die Schlagzeilen von damals könnten auch heute noch zutreffen. Die gesamte arabische Welt ist im Aufbruch mit gravierenden innnen-, sowie auch aussenpolitischen Auswirkungen. Politiker, die die Einführung der auf der Sharia basierenden Regierungsform propagieren gewinnen in beunruhigendem Masse an Gewicht und Einfluss. Nicht zuletzt haben diese Entwicklungen in der arabischen Welt auch Einfluss auf die Weltwirtschaftslage und somit auf unsere Ersparnisse, die wir für unsere Traumimmobilie im sonnigen Süden zur Seite gelegt haben.

Das “spanische Wirtschaftswunder” hatte seine wesentliche Antriebskraft bis 2007 im “ladrillo”, wie die Spanier sagen, also der Bauwirtschaft mit allen ihren Aspekten. Die Preise für Immobilien explodierten. Die Banken überschütteten die Käufer mit billigen Darlehen und bezogen in die Hypothek auch noch die Möblierung und das Auto mit ein. Dieser Immobilienboom erreichte im Jahre 2007 seinen Höhepunkt, als Spanien in einem Jahr mehr Neubauwohnungen erstellte als die Länder Frankreich, Deutschland, England und Italien zusammen. Vier Jahre später, Ende 2011 hatte Spanien immer noch einen Bestand von ca. 850.000 unverkauften Neubauwohnungen, die Hälfte davon in Andalusien, Valencia und Castilla-La Mancha. Diese Zahlen schliessen noch nicht einmal die Wohnungen ein, die von privat verkauft werden. Allein an der Costa del Sol steht jede dritte Wohnung zum Verkauf.

Kehren also die Ausländer Spanien den Rücken? Weit gefehlt! So war 2015 das zweitbeste Jahr in der Geschichte des spanischen Turismus. Der Überschuss ( die Ausgaben der ausländischen Turisten in Spanien abzüglich der Ausgaben der spanischen Turisten im Ausland) betrug über 30.000 Millionen Euros, wodurch Spanien seine Handelsbilanz im Jahre 2015 wird mehr als ausgleichen können. Es war schon immer so, dass der Turist der Vorreiter des Investoren ist und der findet einen Markt vor, der wie zu keiner Zeit zuvor sogenannte “Schnäppchen” ermöglichen kann, wenn sich der Kaufwillige sorgfältig informiert und sich nicht selbst unter Zeitdruck setzt. In diesem Jahr setzt sich der positive Trend fort und nachdem die “Schnäppchen” weitgehend vergeben wurden, ist in diesem Jahr in vielen Gebieten Südspaniens bereits  wieder ein leichter Preisanstieg zu verzeichnen.

Autor Michael Paessler